Der Kammerchor der HfK Bremen in Island - kurzes Tagebuch mit Foto-Links
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Do, 4.6. - Fr, 5.6. - Sa, 6.6. - So, 7.6. - Mo, 8.6. - Di, 9.6.2009 - oder gleich zur Fotolink-Tabelle
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Do 4.6.2009 E-Mail 1, 19:00 Uhr:
Wir kommen in Keflavik (dem Flughafen) an, nach etwas knapp
bemessener Busfahrt (7:00 Uhr ab Bremen) bis Hahn (Hunsrück), wo der Flug um
14:40 abgehen sollte. Die zwei Zwangspausen des Busfahrers (zusammen 50 min)
waren vorher nicht kalkuliert worden. Wir hatten Glück - es passierte nix (etwa:
Stau), so dass eine Reserve nicht benötigt wurde.
Hier geht nun kaum die Sonne unter - wir sind etwas südlich des Polarkreises,
noch in der Hauptstadt Reykjavik.
In 10 Minuten treffen wir uns zum Abendessen, zu dem der hiesige Unichor einlädt.
Daher haben wir entsprechend Wein mitgebracht.
Auf den ersten Blick: Vom Flughafen Keflavik (50 km) bis hier alles Lavagestein.
Die Stadt weitläufig, viele Geländewagen, spritzbeton-verputzte Häuser ohne
Anstrich, aber mit farbigen Dächern. 12 Grad Celsius, bewölkt.
Schick im Guesthouse: WLAN-Zugang, über den ich mit meinem Mini-Notebook gerade
drin bin.
Nach einem netten Begrüßungsabendessen (Reis
mit Hühnchen, leckeres Brot, Kuchen und anderes) sangen
wir kurz mit dem anderen Chor 3 isländische Volksstücke vom Blatt. Sie
meinten, insb. den Tenor würden sie in ihrem eigenen Chor kaum hören - das sei
ja mal eine Erfahrung! Der Chorleiter kennt Friederike
Woebcken aus gemeinsamen Studienzeiten.
Auf dem Fußweg zur Amüsiermeile (wo wir doch tatsächlich ein Schank-Bier für knapp
3 Euro bekamen) sah ich eine geschlossene Kaupthing-Filiale (Bank). Aber sonst fällt
einem hier erst einmal nichts Krisenhaftes auf. Auf dem Zentralplatz ca. 50
Motorradfans und einige Liebhaber von 50er-Jahre-Amischlitten, liebevoll
gepflegt. Nett auch individuelle und kurze Autonummern
hier.
Nachts bleibt es hell. Gut daher, dass die Zimmer doppelte
dichte Vorhänge haben. Einige von uns gingen noch mitternachts zum Meer, wo sie schöne Fotos machten (vielleicht hier noch später angefügt).
Fr 5.6.2009 Schwenk von den E-Mails zu einer Webseite:
Nach dem Frühstück gehen wir zu Fuß zum städtischen Inlandsflughafen (20 Minuten). Das Gepäck bringt uns Siggi (vom Guesthouse Aurora - hier Homepage) dorthin.
Der Flug verläuft normal. In Akureyri posieren wir für ein Foto am Ende der Landebahn, Annette steht hinter der Kamera.
70 Minuten (Route) dauert die Busfahrt zum Myvatn-See (tolles Panorama). Dort bekommen wir ein kleines Süppchen und dann gleich eine 1stündige Probe gemeinsam mit 7 anderen Chören in der Sporthalle der Grundschule von Reykjahlith.
Das Programm, durch Margret Boásdottir bei der Ankunft am Myvatn mitgeteilt, hat sich insofern geändert, als dass das Fernsehen uns schon nachmittags im nahegelegenen Dimmuborgir mit einem Ständchen (ein isländisches Lied) sehen möchte. So fahren wir schon dann zu den "dunklen Bergen" (10 Minuten entfernt).
Danach ein wenig Ruhepause, was wir für die Akklimatisierung ganz gut gebrauchen können.
Zum ersten Konzert (von insgesamt drei) draußen zwischen den dunklen Bergen (in einem kleinen "Kessel" zwischen Lavagestein) finden sich die acht teilnehmenden Chöre des Festivals von Myvatn ein. Jeder gibt drei bis vier kurze Stücke zum besten, davon wir an vierter Stelle. Die anderen sieben sind isländische Chöre. Wir kommen beim Beifall sehr gut weg.
Wir schaffen es bei zeitweise leichtem Nieselregen, bis ungefähr 22:00 Uhr mit dem Programm der ungefähr 26 Kurz-Darbietungen durchzukommen. Danach geht es zum Dampfbad (Homepage), gespeist aus natürlichen Quellen, in welchem wir - allesamt richtig begeistert - bis 23:35 Uhr bleiben. Sogar ein eiskaltes Bier kann man ins Wasser mitnehmen. Im beintiefen Wasser im leicht schweflig riechenden Dampf drehen wir noch einmal so richtig auf und singen unsere Stücke, auch den Mendelssohn, aus dem Kopf. Dabei fühlen wir uns sehr wohl - vielleicht einige auch in religiöser Hinsicht berührt -, gerade bei den Motetten.
Sa 6.6.2009
Nach Frühstück im Guesthouse Elda (Homepage) (zum Glück auch mit WLAN) haben wir mit den anderen Chören eine Probe morgens (Schubert Messe As-Dur).
Danach Mittagessen mit einem Fisch-Kartoffel-Gemüse-Ragout, Tomaten und einem fantastischen Brot, welches bei den heißen Quellen für 24 Stunden langsam bäckt. Dabei kommt anscheinend aus dem Roggen viel mehr Zucker zutage - jedenfalls verneinten die Befragten meine Vermutung, dass da doch irgend ein Obst mit verbacken sein müsse. Es schmeckt - und sieht aus - ein wenig wie unser Honigkuchen.
Nach vier Stunden Pause geht es mit der Schubert-Probe weiter - anscheinend reichten zwei Stunden weniger, als gemäß Plan veranschlagt. Danach schauen wir uns mit dem Bus, der uns für diese zwei Tage zur Verfügung steht, den Myvatn (Mücken-See), die Fumarolen (Bilder 359 362 363 365) und ein geothermisches Kraftwerk (Homepage) an. Der Myvatn mit reicher vulkanischer Aktivität ist eine trockene Gegend, da die Hauptwetterrichtung vom Süden her nördlich ist und sich die Tiefs schon über dem Vatnajökull-Gletscher abregnen. Durch die Mückenschwärme, die sich vor allem am Seeufer aufhalten und in ihren Wolken aussehen wie Rauch (die Mücke ist eher "fleischig" dick und gutmütig - gestochen wurden wir nicht), haben hier viele Vögel reiche Nahrung. Einige von denen sind hier endemisch. Die Fumarolen finden wir auf der Nordseite der den Myvatn eingrenzenden Bergkette. Da Margrets Bruder im Kraftwerk Ingenieur ist, dürfen wir da mal reinschauen. Außerdem schauen wir uns noch einen vor 30 Jahren entstandenen Kratersee oberhalb der Anlage an.
Wieder freuen wir uns anschließend auf das gleiche Dampfbad, welches aus dieser Lagune gespeist wird.
Die Nacht Sa-So ist schon heller und klarer als gestern Fr-Sa - wir sitzen im Frühstücksraum vom Elda und sehen in der kurzen Nacht die Sonne die Wolken rosa färben. Schlaf braucht man als Tourist auch gleich scheinbar weniger - den holt man sich aber dafür gelegentlich tagsüber zurück.
So 7.6.2009
Einsingen durch Margret in der Schulaula (wie gestern auch schon). Um 10:00 Uhr werden am Schubert nach dem gestrigen Durchlauf noch ein paar Stellen geflickt; auch die anderen Darbietungen des heute nachmittäglichen Abschlusskonzerts der 7. Chortage vom Myvatn werden noch kurz angesungen. Das Wetter ist klar und gelegentlich schaut auch die Sonne durch. Die trockene Luft erinnert ein wenig an die Alpen auf 1500 m Höhe. Als Mittagessen bekommen wir heute eine Mischung aus Kartoffelpuffer und Gemüsebratling, sehr gut gelungen.
Um 15:00 Uhr beginnt das zweite Konzert. Nach jeweils 3-4 Darbietungen von 4 Teilnehmer-Chören wird die Schubertmesse in der Sporthalle gesungen. Danach gibt es noch einen Sektempfang im Grundschulgebäude . Der Bus fährt um 18:05 Uhr ab zum Flughafen Akureyri. Dort nehmen wir - wieder mal recht knapp - um 19:55 Uhr das Flugzeug zurück nach Reykjavik. Wir schlafen wieder im Guesthouse Aurora.
Das Wetter hat kräftig aufgeklart (letzter Myvatn-Blick), besonders gut sichtbar auf der Busfahrt zurück (Bilder 415 419 421 430). Es gibt sogar mehr blauen Himmel als Wolken. Wir stoppen kurz am Guthfoss, wo die Isländer nach einem Thing um das Jahr 1000 herum beschlossen, das Christentum anzunehmen, und daraufhin ihre Götter im Wasserfall entsorgten.
Abends geht die Mehrheit wieder in die Kneipe (mit dem günstigen Bier. So schrecklich teuer ist es hier insgesamt aber eigentlich auch wieder nicht). Von der Nachbarpizzeria holen wir uns etwas zu essen dorthin. Wir sind relativ früh im Bett, "denn es ist ja sogar noch hell" (gern verwendeter Witz).
Mo 8.6.2009
Der Montagmorgen steht zur freien Verfügung. Die meisten versuchen, ihre isländischen Kronen (getauscht mit 167 für 1 Euro) unter die Leute zu bringen. Das Wetter ist freundlich, aber kühler als die geschätzten regnerischen 14° C nach der Landung gestern Abend, die übrigens schön anzuschauen war: Genau an der Hallgrimskirkja schwebte die kleine Maschine über dem Zentrum von Reykjavik ein.
Von kulinarischer Seite ist von einem Mönchsfisch-Filet an Mini-Kapern, Artischocken und Oliven mit einer kleinen Balsamico-Idee sehr lobend zu berichten. Von 14:00-17:00 Uhr haben wir die Probe und ab 20:00 Uhr das 3. Konzert (Foto Bass) der Reise.
Das Konzert ist mit zwei choreografischen Elementen versehen: Anna, die Solistin, kommt für "I denna ljuva sommartid" von Anders Nyberg allein singend durch den Mittelgang geschritten, und der Chor löst sie in der ersten Strophe mit den letzten zwei Takten ab. Dann singt der Chor die Strophe im zweiten Durchgang, Anna wieder im dritten unter summender Begleitung, bis im vierten der Chor statt des Textes "di dei, di dei" singt, und dies forte. Das zweite ist das im Kreis um das Publikum gesungene "Lux Aurumque" von Eric Whitacre. Ansonsten spielt Philip Schmidt-Madsen Messiaen an der Orgel und Heinrich Klassens Britten auf der Oboe.
Nachtrag vom 1.7.2009: Hier das Konzert als MP3-Sammlung (Live-Mitschnitt aus der Hallgrimskirkja). Die englische Übersetzung von Heir himna smidur findet sich hier.
Danach Empfang durch den deutschen Botschafter mit lecker Schnittchen (nein, nicht die, sondern die, die man essen kann), Wein und zweierlei deutschem Bier. Dort entstehen natürlich auch viele Bilder: 470, 465, 461, 460, 459, 458, 457.
Da wir den Psalm op. 78 Nr. 3 von Mendelssohn aufgrund des Fehlens einiger Solisten nicht im Programm hatten, schleicht sich der Chor heimlich noch einmal ohne Dirigentin (die gerade die Abrechnung mit Margret macht) in die Kirche und singt ihn ohne Führung. Das war uns allen ein Bedürfnis! Ein tolles Gefühl, mit 30 Leuten ohne Führung die Einsätze und die Dynamik hinzubekommen, aber das liegt natürlich auch daran, dass wir das Stück schon gut kennen.
Di 9.6.2009
Der Bus zum Flughafen Keflavik geht um 4:45 Uhr - die meisten haben 2-3 Stunden geschlafen. Der Flug geht um 7:00 Uhr, erreicht Kopenhagen um 12:00 Uhr Ortszeit. Um 13:00 Uhr fährt der Bus los, erreicht um 15:00 Uhr Rödby, die Fähre um 16:00 Uhr Puttgarden und wir dann um 19:40 Uhr Bremen. Philip Schmidt-Madsen bleibt in Kopenhagen.
Auf dem dreistündigen Flug nach Kopenhagen ist noch einmal Zeit für dieses Tagebuch, etwa für eine nochmalige Auflistung aller (relevanten) Fotos, die oben im Text stehen (diesmal streng chronologisch; Größe der Ursprungsfotos genannt, nicht die der abgespeckten Webbilder):
Hier also die Fotos noch einmal als Liste (evtl. weitere darin enthalten):
Anmerkung: Mancher mag sich hier nicht wiederfinden. Das liegt dann einfach daran, dass ich ihn/sie nicht oder nicht so vorteilhaft fotografiert habe. Deshalb und überhaupt wäre es nett, mir entsprechende Fotos (auch witzige! bitte nicht zu viele und möglichst schon auf maximal 1200*900 oder besser noch weniger Pixel verkleinert, damit ich nur noch "uploaden" muss) zu schicken - vielleicht baue ich sie ja noch ein. Es war eine tolle Reise! Und - neben den ganzen anderen Promotoren - vielen Dank auch für die Erstellerinnen des Programmheftes!
Auf Wiedersehen beim Elbschloss-Festival in Bleckede am 13.6.2009 und Anfang Juli zur Nachbereitung Island (Fotos), zu evtl. Tonaufnahmen des Kammerchores und zu Orientierungsproben für November in Berlin.
Nachtrag 17.11.2009: Link für Nordwest-Radio 18.11.2009, 20:00-21:30 Uhr mit Katharina und Christian (könnte evtl. nur temporär gültig sein).